Sekretariatsöffnungszeiten: Mo - Do 07:30 Uhr bis 15:00 Uhr | Fr 07:30 Uhr bis 13:00 Uhr

Galileo im leichten Nieselregen an der Alster: Abschiedsfeier der HR-Klassen 2023

“What a difference a year makes”
Vor einem Jahr noch fand die Abschlussfeier der Haupt- und Realschulklassen unter massiven Einschränkungen statt: Viele Absolventen durften sie infolge positiver Testergebnisse sogar nur online von zu Hause aus verfolgen. Und so richtig ausgelassen gefeiert werden konnte damals auch nicht. Hohe Inzidenzen waren schuld.
Mittlerweile jedoch hat der Begriff seinen negativen Beigeschmack längst verloren: „Positive Ergebnisse“ sind wieder ein Grund zur Freude, so auch bei den Abschlussjahrgängen der Rhenanus-Schule:

Von den 18 Absolventen des Hauptschulzweiges habe mehr als die Hälfte einen qualifizierten Abschluss erreicht, wie Schulzweigleiter Christian Marchewka im Laufe des Abends mit Genugtuung bekanntgibt. Sie könnten daher nun auch noch den Realschulabschluss anstreben.
11 von 23 Realschulabsolventen wiederum hätten die Qualifikation für den Besuch der Gymnasialen Oberstufe erworben.
Als Jahrgangsbeste ausgezeichnet wurden in der H9 die Schüler Jerrit Heins mit der Durchschnittsnote 2,1, Milo Kuba Göttlicher (1,9), nur noch übertroffen von Male Gerstenberg mit der Note 1,6.
Das Siegertreppchen der Realschulabsolventen erklommen Moritz Sagert (1,5), Simon Lütticke (1,3) und Aaliyah Fernau mit der Bestnote 1,2.

Ganz im Sinne dieser Bestleistungen erinnerte Schulleiterin Dr. Anne Brenner an den Forscher Galileo Galilei, der sein Handeln unter das Motto gestellt habe: „Die Neugier steht immer an erster Stelle eines Problems, das gelöst werden will.“ Dementsprechend sei er mit offenen Augen durch die Welt gegangen und habe stets kritisch das überprüft, was andere für selbstverständlich gehalten hätten:
„Ihm haben wir zu verdanken, dass wir heute schlauer sind.“
Mit entsprechender Neugier und beharrlichem Nachfragen schließlich hätten auch die Absolventen ihre Ziele erreicht.
Die Schulleiterin ermutigte sie, genauso neugierig zu bleiben.
Sie legte ihnen die Worte Georg Friedrich Händels ans Herz:

„Man muss lernen, was zu lernen ist, und dann seinen eigenen Weg gehen.“

Christian Wiechert und Cora-Lee Paschke von der Schulband „The Clefs“ erinnerten mit dem ABBA-Song „Does your mother know?“ an klassische Teenager-Gefühle:

Now you are so cute / I like your style (…) /
Take it easy / Try to cool it, girl / Take it nice and slow /
Does your mother know?

Diese Gefühlslage spiegelte die Schülerin Male Gerstenberg aus der H9 mit ihrer ebenso taufrischen wie nachdenklich wirkenden Abschiedsrede wider, in der eine Fülle witziger, aber auch sentimentaler Erinnerungen aus ihr heraussprudelte: Da war die Rede von eingesperrten Fünftklässlern, von einem denkwürdigen und regenreichen Spaziergang um die Alster, über den jedoch lieber der Mantel des Schweigens gebreitet werden sollte, aber auch von der Mottowoche, in der sie alle noch einmal Kind sein durften.

Der Gedanke, nach den Ferien nicht wieder wie sonst in die Schule zu gehen, sondern dann unvermittelt ohne die Freunde dazustehen, nicht mehr auf stets dieselben Zuspätkommer zu warten und nie mehr auf dem Schulklo die neuesten „Geheimnisse und Pöbeleien“ auszutauschen, machte sie erkennbar betrübt:
„Jeder von uns wird dieses Gefühl vermissen.“ Und womöglich könnten die Eltern doch recht gehabt haben, die ihnen immer wieder geraten hätten: „Genießt die Schulzeit!“ Mit einem Male stehe man einfach so da.

Ihre Klassenkameradin Anastasia Ständer zeigte sich ebenfalls melancholisch gestimmt: Sie dankte ihren Lehrern, die sie „durchgeboxt“ hätten, den Eltern, die sie alle in dieser Zeit ertragen hätten, auch wenn alle mal wieder an den Hausaufgaben verzweifelten - und sie dankte insbesondere ihrer Klassenlehrerin Frau Meister, die sie immer wieder mit ihrem optimistischen Aufruf „Auf geht’s!“ ermuntert und ihnen  optimale Ratschläge gegeben habe. Ihrerseits habe Frau Meister selbst auch die beste Ausrede gehabt, wann immer sie einmal zu spät gekommen sei: „Sorry, ich musste noch was mit Frau Roßbach besprechen.“  Mit ihrem schönen Lächeln habe sie immer an sie geglaubt, auch wenn jemand etwas beim fünften Mal noch nicht verstanden habe: „Bitte denken Sie auch später an uns.“

Mit den Worten „Habe Lampenfieber. War vielleicht keine so gute Idee, jemanden wie mich nach vorne zu schicken“, bewies Josephine Ziegler aus der R10 Souveränität und Situationshumor. Ihre Klasse habe gelernt, „in Krisensituationen zusammenzuhalten, obwohl wir sicher nicht immer die motiviertesten waren.“ In ihrer Erinnerung flögen im Chemieunterricht Korken über den Schulhof - und mancher Lehrer sei während der Experimente über auf dem Boden liegende Schüler gefallen. Sprüche ihres Klassenlehrers, Herrn Steinigk, wolle sie an dieser Stelle lieber nicht zitieren, schon um ihn vor Schwierigkeiten zu bewahren.
„Nicht die Besten waren wir, aber wir haben das Beste gegeben. Danke, dass Sie uns gefördert haben.“

Die Wertschätzung für ihren Klassenlehrer dokumentierten die Schüler mit einer Notfallbox, die sie mit einem großen Spektrum von Ideen und Objekten befüllten: Da gab es Büroklammern für den Zusammenhalt, Brillenputztücher für besseren Durchblick, Pflaster, falls jemand zu viel rede und Streichhölzer für zündende Ideen.

Der Knaller des Abends aber waren die „Gummis“ für den Fall, dass der Pädagoge nicht flexibel genug sei.

Cora-Lee Paschke konnte in dem nächsten Song „The Boys of Summer“ von Don Henley ihre enorme Stimmkraft ausspielen und mit den Versen „Don’t look back (…) / Those days are gone forever“ unverhofft die sentimentale Stimmung in den Reden der Absolventinnen kommentieren.

Mit der rhetorischen Frage „Wozu denn jetzt noch eine Rede? Lehrer kommen doch sowieso immer zu Wort!“ leitete Frau Meister ihre Abschiedsrede ein, in der sie sich leitmotivartig auf die „Zahlen, Strategien und Vokabeln“ bezog, über die die Schüler geflucht, die sie am Ende aber doch bewältigt hätten. Sie selbst erinnere sich vor allem an das Schöne, etwa an die Klassenfahrt ins Zittauer Gebirge - wo es schlicht gar nichts gegeben habe, von wo aus ihr dennoch die tollsten Erlebnisse mit der Klasse im Gedächtnis geblieben seien. Stets hätten die Schüler sich in den Haaren gehabt, sich auf dünnem Eis bewegt, sich aber immer wieder behauptet. Sie forderte die Absolventen dazu auf, Meinungen und Gefühle anderer zu akzeptieren, nicht zu Mitläufern werden, sondern unbequeme Wege zu gehen. „Ihr wart eine grandiose Klasse, ich werde euch nie vergessen.“

Herr Steinigk, Klassenlehrer der R10, bekannte, als Mathematiker nicht „so viele blumige Worte“ zu schaffen. Dafür sei er jedoch für lange Monologe im Unterricht bekannt – und so hoffe er, dass die Anwesenden viel Zeit mitgebracht hätten. Erfreulicherweise hätte die Klasse seine Neigung zu langen Vorträgen nie missbraucht, etwa um Zeit zu schinden oder vom jeweiligen Thema abzulenken. Andere Klassen hingegen hätten so eine Schwäche gewiss schamlos ausgenutzt.
In seinem Gedächtnis verblieben seien sonntägliche Anrufe aufgrund von Mitbewohnern in den Haaren seiner damaligen Fünft- und Sechstklässler.  Dabei jucke es ihn heute noch.
Sehr verschwommen hingegen seien die Erinnerungen an die Corona-Zeit sowie an das Homeschooling. Das möge jedoch mit der sehr aktiven Teilnahme an den Online-Konferenzen zusammenhängen.
Gelernt haben sollten die Schüler nach alledem, dass es besser sei, beim Spicken das Handy nicht auf die Heizung zu legen. Im Übrigen könne er gar nicht verstehen, dass man diesen leichten Nieselregen während eines Spaziergangs um die Alster überhaupt thematisiere.
Nachdenklich endet auch seine Rede, nicht nur wegen seines nunmehr leergefegten Klassenzimmers: Auch angesichts der Erinnerung an einen so früh verstorbenen Schüler sei er gerade den Tränen nahe.

Mit Måneskins Song “Supermodel” werfen Christian Wiechert und Cora-Lee Paschke einen recht mutigen Blick in Lebensentwürfe und Abgründe jenseits der „High School“, bevor dann die langerwarteten Zeugnisse überreicht werden.

Schulzweigleiter Christian Marchewka erinnert die nunmehr ehemaligen Schüler abschließend daran, dass man sich immer zweimal im Leben sehe. Dies könne vielleicht schon bald der Fall sein – oder aber auch in zwanzig Jahren, wenn die Absolventen ihre eigenen Kinder an der Schule anmeldeten.
Sie alle seien jederzeit willkommen, gern auch schon am kommenden Donnerstag beim Schulfest.

  • Zugriffe: 2453
Rhenanus-Schule
Im Huhngraben 2
37242 Bad Sooden-Allendorf
 

 

 

Telefon: 05652 / 95 888 0
FAX:      05652 / 95 888 0
E-Mail:  info@rhenanus-schule.de