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Das Böse in Gestalt eines namenlosen Grauens: Q2-Theaterstück der Rhenanus-Schule als eindringlicher Appell gegen Hass und Gewalt

Ein grausames-clownartiges Spektakel nach Stephen Kings „ES“

Am Mittwoch, dem 27.6., um 19.30 Uhr, verwandelte sich die Aula der Rhenanus-Schule in eine düstere Bühne des Grauens: Der Darstellendes-Spiel-Kurs der Q2 präsentierte im Rahmen ihrer spielpraktischen Prüfung mit seiner Adaption von Stephen Kings „ES“ eine beeindruckende Auseinandersetzung mit den Themen Hass, Gewalt und kindlicher Verletzlichkeit. Unter dem Titel „Das Böse in Gestalt eines namenlosen Grauens“ zog das Ensemble das Publikum in den Bann einer Stadt, in der ein uraltes Wesen alle 27 Jahre Unglück bringt.

Violetta Fischer verkörperte den sadistischen Clown Pennywise mit einer Perfektion, die jede Faser im Zuschauerraum erzittern ließ. Mit kalkuliertem Spiel und einem entlarvenden Grinsen nährte sich ihr Wesen von Angst und Wut, ein Spiegel der toxischen Dynamik, die Gruppen aufeinanderhetzt.

Dem gegenüber stand die sehr ausdrucksstarke und leidenschaftliche Darstellung Jaron Schlenders als Henry Bowers, ein Mobber und Tyrann unter seinen Mitschülern. In wahnsinnig intensiven Szenen führte er eine kleine Gefolgschaft an (Patryck M., Mia Großheim), während Jonah Igel als sein innerer Mahner („Beruhig dich, Henry!“) verzweifelt versuchte, ihn zu zügeln. Die Gewalt, die Henry ausübte, erzeugte eine permanente Atmosphäre der Bedrohung.

Nur eine Handvoll mutiger Kinder stellte sich dem Terror entgegen, der selbsternannte „Club der Verlierer“. 

Ihre Schwächen wurden zu Waffen:

  • Bill (Julia Hopfauf) kämpft mit einem auffälligen Stottern.
  • Eddie (Julius Kühne) trägt vermeintliches Asthma als Lebenslast.
  • Georgie (Noemi Mehmel) – unschuldig, verspielt und schließlich das erste Opfer von Pennywise.
  • Ben (Alica Sabitova), ein dicker Junge mit großem Herz, verliebt sich in Beverly.
  • Beverly (Hannah Ehrenberg) ringt mit familiären Traumata und findet Trost in der Liebe.

Erst im Erwachsenenalter, so zeigt die Inszenierung, führen gerade diese vermeintlichen Schwächen zu glanzvollen Karrieren und innerer Stärke. Der Kurs unter der Leitung von Isabelle Stern setzte auf Elemente des postdramatischen Theaters. Szenenwechsel erfolgten abrupt, Räume verschwammen, und die Jugendlichen zeigten sowohl abstrakte Gesten als auch intensive Rolleneinfühlung. Ein beeindruckender Beispielmoment: Georgies Tod, musikalisch untermalt, inszeniert in weitestgehend spärlicher Requisite, doch emotional erschütternd.

Der Mord Georgies löste bei seinen Eltern (Paula Spill als Mutter, Lena Kühnemuth als Vater) eine Depression in Ritualform aus. Paula verkörperte intensiv eine Mutter, die in einem kaum greifbaren Kult um ihren verlorenen Sohn versinkt, während ihr verzweifelter Mann machtlos versucht, sie zurück ins Leben zu holen. Die Isolation des kleinen Bill, für die Eltern nicht mehr als „Luft“, verstärkte die Tragik.

Die Jungenliebe zwischen Ben und Beverly entwickelte sich parallel als zarte, dennoch tragische Romanze. Alica und Hannah meisterten den Wandel von Kinderschüchternheit hin zu erwachsenem Glück so glaubhaft, dass der Funke des Happy Ends das Publikum berührte, ohne die Grundthematik der Gewalt zu verharmlosen.

Im fulminanten Finale besiegt der Club der Verlierer Pennywise nicht nur mit kindlicher Fantasie, sondern auch indem er sich gegen die moralische Taubheit der Erwachsenen stellt. Ein kraftvoller Höhepunkt: Eddie, intensiv gespielt von Julius, enthüllt, dass sein Asthma eine Erfindung seiner Mutter war, konfrontiert sie mit dem Betrug und nimmt ihr so jede Macht. Mit diesem Akt befreien sich die Kinder von familiärer und übernatürlicher Unterdrückung gleichermaßen.

Der letzte Vorhang fiel mit dem Opfer zweier Clubmitglieder – eine eindringliche Erinnerung, dass das Böse niemals endgültig besiegt ist, sondern in Abständen zurückkehrt. Das Publikum honorierte die Leistung der jungen Darsteller mit beinahe 60 Minuten stehenden Ovationen. Hätte es einen Vorhang gegeben, wäre er dreimal gefallen.

Ein Abend, der noch lange nachhallt: Die Q2 der Rhenanus-Schule zeigt, wie Kunst Hass und Gewalt entlarvt und zugleich den Glauben an das Gute im Menschen bekräftigt.

 ES

 

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